Peter Tschaikowsky (1840-1893)
Пётр Ильи́ч Чайко́вский
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„Nussknacker-Suite”
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Streichquartett D-Dur, op. 11
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Streichquartett B-Dur, in einem Satz, op. posth. 1865
„Misterioso”
Tschaikowskis Streichquartett B-Dur stammt aus seiner Zeit am Petersburger Konservatorium. Er komponierte es im Sommer 1865 während eines Aufenthaltes in Kamenka, in der Nähe von Kiew. Der
Gesang von Arbeiterinnen im Garten eines benachbarten Hauses berührte den jungen Komponisten so sehr, dass er das Thema dieser ukrainischen Volksweise im Streichquartettsatz in B-Dur
verarbeitete.
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Klaviertrio a-moll, op. 50
Tschaikowskis einziges Klaviertrio a-moll, op. 50, ist eigentlich ein kammermusikalisches Requiem, dem Andenken seines Freundes und künstlerischen Mitstreiters Nikolaj Rubinstein
gewidmet. Von daher erklärt sich auch die aus dem traditionellen Rahmen fallende Form des ausdruckstarken Werkes, das in 2 grosse Hauptteile gegliedert ist.
Mit einer „molto espressivo“ vom Cello vorgetragenen, russisch gefärbten Klangmelodie beginnt das „Pezzo elegiaco“ – und mit der gleichen Elegie, nun zum „Andante con moto“ gebremst und
zunächst ins 3fache Forte gesteigert, endet schliesslich auch das ganze Trio, über trauermarschartige Klavierrhythmen endgültig im dreifachen Piano verdämmernd. Der Mittelsatz ist ein langer
Variationensatz, der auf einem zarten russischen Lied aufbaut, das Tschaikowski virtuos in 11 Teile wie Mazurka, Walzer, einer ausgedehnten Fuge und in ein „Lamentoso“ in cis-moll variiert,
dessen Klangreichtum und kompositorische Virtuosität seinesgleichen sucht.
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Souvenir de Florence
Peter Tschaikowskys „Erinnerung an Florenz“ teilt mit den Sextetten von Brahms das Schicksal „bedeutend zu sein, aber selten aufgeführt zu werden“. Dabei
bietet gerade dieses Werk alle Voraussetzungen zur Popularität, hohe Ausdrucksintensität, eingängige Melodik und kunstvoll ausgewogene kammermusikalische Durcharbeitung. Sein Untertitel
„Souvenir de Florence“ verweist auf den Entstehungshintergrund. Tschaikowsky arbeitete 1880/90 in einem Florentiner Hotel an seiner Oper „Pique Dame“. Nach seiner Heimkehr entstanden in
Russland diese musikalischen Nachklänge an die Stadt, die ihm ans Herz gewachsen war. Allerdings könnte der Titel mehrfach falsche Erwartungen wecken, weder gibt es irgendwelche konkreten
programmatischen Ansätze, noch finden sich folkloristische Italien Zitate. Es handelt sich vielmehr eindeutig um absolute Musik, um einen viersätzigen Instrumentalzyklus nach klassisch
überliefertem westeuropäischem Muster, der freilich als äusserst persönlich gefärbtes Stimmungsbild unverwechselbare Züge aufweist.
- Streichsextett d-mol
Peter (Pjotr) Iljitsch Tschaikowsky wurde im russischen Wotkinsk geboren.
Nachdem er zunächst als Justizbeamter tätig war, studierte er in Petersburg Musik, unter anderem bei Anton Rubinstein. 1866 bis 1877 nahm er ein Lehramt für Musiktheorie am Moskauer
Konservatorium an. Es folgten Dirigententätigkeiten in nahezu allen europäischen Ländern, während derer er häufig im Ausland lebte.
Tschaikowsky gilt als bedeutendster Komponist der westlich orientierten russischen Schule.
In seinem eigenen Land blieb Peter Tschaikowski bis zu einem gewissen Grad ein Aussenseiter, wurden doch Werke von ihm und er selber als Person als „zu westlich und dekadent“ abgelehnt. So fand
nach dem vernichtenden Urteil von Nikolai Rubinstein die Uraufführung seines ersten Klavierkonzertes nicht in Moskau, sondern in Boston statt. An Tschaikowskis Werk entbrannte erneut die
leidenschaftliche Auseinandersetzung zwischen slawisch ausgerichteter und europäisch orientierter Musik. Sein früher, tragischer Tod mit nur 53 Jahren, ist bis heute ungeklärt. Extremer
Konservativismus der führenden Moskauer Künstlerkreise und eine repressive und machtbewusste Kirche hatten Mühe mit Tschaikowskis Homosexualität. Seine sinnliche und neuartige Musik verleitete
den einflussreichen Musikkritiker Eduard Hanslick dazu, nach der Wiener Uraufführung von Tschaikowskis Violinkonzert von „Musik, die man stinken hört“ zu berichten. Diese Fehlurteile wurden alle
revidiert.
Heute gilt Peter Tschaikowski als bekanntester russischer Komponist des 19. Jahrhunderts und als weltweit meistaufgeführter Tondichter mit seinen Balletten „Schwanensee“, „Nussknacker“ und
„Dornröschen“, seinen Sinfonien und Opern und den Instrumentalkonzerten.
Die vier Streichquartette sind weniger populär, indes markante und zugleich sehr individuelle Zeugnisse kompositorischer Meisterschaft.